Kühlsystem reinigen

Wie bei jedem alten Auto leidet die Wirksamkeit des Kühlsystems auch beim Barkas mit der Zeit. Ein wesentlicher Grund ist die innere Verschmutzung. Sie behindert zum einen den Kühlmittelumlauf, zum anderen verschlechtern Ablagerungen den Wäremübergang zweimal: einmal den von den heißen Teilen des Motors (Zylinderblock, Zylinderkopf) ins Kühlmittel; einmal vom Kühlmittel in die von der Kühlluft (Fahrtwind, Kühlerlüfter) umströmten Kanäle im Kühler.

Das beste Mittel ist natürlich, einen neuen oder frisch überholten (=mit einem neuen Netz ausgestatteten) Kühler einzubauen, außerdem einen neuen Motorblock mit völlig sauberen Kühlkanälen. Schläuche und Leitungen sowie Heizungwärmetauscher sind auch zu erneuern. - Das WÄRE der Königsweg, leider ist er in den meisten Fällen (allein schon aus Kostengründen) nicht realisierbar. In jedem Fall wird aber eine Kühlsystemreinigung zumindest eine Besserung bringen. Als erste Maßnahme empfiehlt sich die gründliche Reinigung des Komplettsystems. 

Grundsätzlich gibt es drei Arten von Verunreinigung von Kühlsystemen:

  • Verschmutzung durch Verölung
  • Verschmutzung durch Kesselstein (Verkalkung)
  • Verschmutzung durch Rostbildung
Entölen

Der erste Punkt - Verölung - kommt beim Barkas nur in Ausnahmefällen in Frage, wenn es sich um einen normalen B1000 (=mit Zweitaktmotor) handelt. Dieses Problem haben vor allem Viertaktmotoren, wenn die Kopfdichtung undicht war und Schmieröl aus dem Druckkreislauf ins Kühlmittel gedrückt wurde. Zur Entfernung dieser Verschmutzung einmpfiehlt sich ein nichtschäumender Reiniger: zwei, drei Spülmaschinen-Tabs sind schon nicht schlecht, entfalten ihre Wirkung aber erst, wenn das Ganze warm wird - sofern es sich um FETTIGEN Schmutz handelt. Also die Lösung einfüllen, Kühlsystem auffüllen und entlüften, Motor warm fahren - ruhig ein, zwei Stunden. Dann mit klarem Wasser in mehrere Durchgängen spülen.

Entkalken

Wichtiger ist die Entfernung von Kesselstein und Rost. Dazu gibt es Kühlerreiniger im Handel; verwendbar ist auch Zitronensäure im angegebenen Mischungsverhältnis, wie man sie fürs Entkalken von Wasserkochern etc. benutzt. Nach dem Einfüllen ruhig ein, zwei Stunden drin stehen lassen – oder sogar über Nacht (so hab ich's bei meinem Wolga gemacht) ... Dann gut spülen. – Der Motor sollte nicht wirklich heiß gefahren werden, sondern nur gut lauwarm. Grund: Die Zitronensäure bildet in Verbindung mit dem Kalk, den sie gelöst hat, eine neue kristalline Ablagerung, das Calciumcitrat, wenn das Ganze erhitzt wird. - Also lieber die Lösung länger im System lassen und allenfalls lauwarm halten. (Erwärmung von außen ist dabei günstiger als Laufenlassen des Motors; denn dabei kann die Flüssigkeit lokal auch so weit erhitzt werden, dass sich das Calciumcitrat bildet.) - Dann sorgfältig spülen. Manche schließen direkt einen Frischwasserschlauch (am besten lauwarmes Wasser, Hahn nur wenig aufdrehen!) am Schlauch des Ausgleichsbehälters an und öffnen/entfernen den Ablasshahn, während der Motor im Leerlauf läuft.

Nicht nur den Kühler

WICHTIG: Es bringt nicht viel, die Kühler und Wärmetauscher einzeln zu spülen; das kann man zur wirklich Grobreinigung vorab machen; aber der Großteil des Unrats (Kalk-Rostgemisch) sitzt im Motorblock. – Man kann sich selbst einen sehr guten Kühler total ruinieren, wenn man einen gebrauchten Motor, den man nur mal kurz mit klarem Wasser durchgespült hatte, einbaut: Im Betrieb lösen sich die Verkrustungen im Motorblock und verstopfen den zuvor sauberen Kühler - die Kühlleistung ist dann ungenügend. - ALSO IMMER das GANZE Kühlsystem reinigen. Es empfiehlt sich dabei, die Ablassschraube links unten am Motorblock jeweils nicht nur zu öffnen, sondern das ganze Hähnchen herauszuschrauben. So kommt der Schlunz besser heraus.
Danach mehrfach mit viel klarem Wasser nachspülen - Mindestens drei Mal wieder neu mir klarem Wasser auffüllen, laufenlassen, nach dem Abkühlen ablassen: bis beim Ablassen wirklich nur noch klares Wasser kommt. Zweckmäßigerweise den Motor wirklich nach jeder Neufüllung warmfahren bzw. notfalls im Stand mit etwas erhöhter Leerlaufdrehzahl warmlaufen lassen, bis das Thermostat aufgeht (oberer Schlauch wird richtig warm). Und auch jedesmal sowohl mit als auch ohne Heizung, auch die muss durchgespült werden ...
Ist wirklich ein Haufen Arbeit - insbesondere, weil man jedes Mal ja erst das System entlüften muss vor dem warmfahren - sonst ist kein richtiger Wasserumlauf da und man kann sich dem Krampf gleich sparen ...

Womit entkalken?

Die Verwendung von haushaltsüblicher Zitronensäure ist umstritten - weil sie in Verbindung mit den Kalkablagerungen beim Erwärmen neue Ablagerungen bildet: das harte und nur schwer wieder lösliche Calciumcitrat. Forenuser Bic ist gegen diese Säure und hat auch in klassischer Fachliteratur nach Alternativen gesucht:
Zitronensäure reagiert mit dem im Kühlsystem vorhanden Kalk u.a. zu Calciumcitrat. Dieses bildet einen festen kristallinen Belag, welcher mit heißem Wasser nicht, bzw. kaum lösbar ist. Einmal in den Kühlerröhrchen gebildet (weil da vorher Kalk vorhanden war) verstopft es diese genau so und u.U. schlimmer als vorher der Kalk. Da es nur kalt löslich ist (inverse Löslichkeit) besteht bei dann verschlossenen Kühlerröhrchen null Chance, das Zeug im Betrieb zu lösen und wieder auszuspülen. Für ein ganzes Kühlsystem im Auto ist daher Zitronensäuere wegen der Bildung des festen Citrats nicht so gut geeignet, behandelt man lediglich den Motor damit, hätte ich keine Bedenken. 

Die beste Methode ist:

  • neuer Motor
  • neuer Kühler
  • neuer Heizungswärmetauscher
  • neue Schläuche
  • Shell Oil 9156 aufs Kühlwasser

So habe ich es letztendlich gelöst :-D

Aber Spaß beiseite, ich habe damit recht gute Erfahrung gemacht:

[image]

Das Zeug stammt von AKS DASIS (klick) und der Entkalker basiert auf Sulfaminsäure welche es übrigens auch pur gibt:

[image]

Käuflich ist beides in der Bucht, das Dasis-Zeugs auch bei diversen Autoteilehändlern. Ich hatte erst den Entfetter/Reiniger auf meine breune Brühe angesetzt, dann den Entkalker hinterher, danach war es zwar nicht rein, aber zumindest erträglich. Mit Phosphorsäure habe ich noch nicht hantiert, allerding sollte die wohl geeignet sein, hier mal ein paar alte Vorschläge (alles nur geklaut :-P ):

Der Kraftwagen, 16. Aufl. 1953

  • Fett im Kühler: 1 kg Waschsoda auf 10 l Wasser, 20 min einwirken lassen, wiederholen bis Fett weg ist
  • Kesselstein: ein Wasserglas Schwefelsäure auf einen Eimer Wasser, aufsteigende Gasblasen zeigen Kohlesäurenbildung an

Trzebiatowsky 4. Aufl. 1953

  • Entfetten: - 350 g P3 auf 10 Liter Wasser - Soda im Mischungsverhältnis 1:20 - Mit dieser Lösung einen oder mehrere Tage fahren
  • Entkalken: Schnellentkalker, Akorol, CM1 oder Hydrochrom

Brebenel/Mondiru/Farcasu: Dacia 1300

  • Entkalken: mit Salzsäure (6 l auf 100 l Wasser), 5 l Gemisch zubereiten - Entweder 15 min mit 2000 U/min laufen lassen, dann 2 Stunden im Stand, dann 2x je 10 min bei 2000 U/min mit reinem Wasser reinigen - oder 200 km fahren
  • Waschsoda wird nicht empfohlen, da es Aluminium angreift

Ihling: Skoda 100

  • 150 g Phosphorsäure auf 6,8 l Wasser, Motor 20 min laufen lassen, mehrmals mit Wasser spülen

 

 

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